Experteninterview: Finanzierung von Immobilien

Matthias Förster von HYPO NOE gibt wertvolle Tipps und spannende Insights für Anfänger und Profis zur Immobilienfinanzierung.

© Shutterstock

Matthias Förster ist Bereichsleiter Vertriebsstrategie, Digitalisierung & Retail Banking bei HYPO NOE und präsentiert in unserem Experteninterview einzigartige Einblicke in die Immobilienfinanzierung. 

RX Austria & Germany: Wie sollten sich Erstkäufer auf den Immobilienkauf vorbereiten und welche grundlegenden Tipps können Sie ihnen geben?

Matthias Förster: Es sollten zuerst die eigenen Bedürfnisse geklärt werden, sprich was ist mir persönlich wichtig, wo kann ich Kompromisse eingehen. Des Weiteren nicht nur an das heute denken, sondern auch überlegen, wie man zukünftige Lebensabschnitte (Barrierefreiheit, etc.) bereits jetzt in der Planung berücksichtigen kann. Und natürlich spielt das Thema Finanzierung und die damit verbundene Leistbarkeit eine große Rolle. Hier lautet die klare Empfehlung ein Beratungsgespräch mit Experten.

RX: Welche Rolle spielt das Eigenkapital bei einem Kauf, und welche Schritte können unerfahrene Käufer unternehmen, um es aufzubauen?

Förster: Dem Eigenkapital kommt eine wichtige Bedeutung zu. Die Empfehlung lautet hier, mindestens 20% des Kaufpreises inkl. Nebenkosten selbst tragen zu können. Aus diesem Grund ist auch ein früher Vermögensaufbau wichtig, der idealerweise möglichst früh beginnt. Je nach individueller Situation kommen hier verschiedene Produkte in Betracht, welche Kunden beim Vermögensaufbau unterstützen.

RX: Wie können angehende Immobilienkäufer den Wert einer Immobilie richtig einschätzen, besonders wenn es um den Kauf ihrer ersten Immobilie geht?

Förster: Sinnvoll ist zum einen, sich vergleichbare Objekte anzuschauen. Wie ordnen sich diese preislich im Vergleich zum eigenen Wunschobjekt ein. Darüber hinaus bieten Banken auch in diesem Bereich Hilfestellung. So stellt die HYPO NOE einen Wohnrechner (www.wohnrechner.at) im Internet bereit, welcher auch die Möglichkeit einer Liegenschaftsbewertung bietet. 

RX: Gibt es Ratschläge zur Auswahl der richtigen Immobilie für Erstkäufer, insbesondere hinsichtlich Standort und Größe?

Förster: Wichtig ist, dass die Wunschimmobilie den eigenen Bedürfnissen entspricht. Junge Familien haben hier andere Anforderungen an die Infrastruktur, als z. B. Senioren. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine gute öffentliche Nahverkehrsanbindung sowie eine möglichst umfassende öffentliche Infrastruktur große Pluspunkte darstellen, auch in Bezug auf den Wert einer Immobilie. Soll die Immobilie langfristig für den eigenen Wohnbedarf genutzt werden, sollte überlegt werden, ob die Lage und die Größe auch für zukünftige Lebensabschnitte passend sind. 

RX: Welche Begriffe könnten Käufer zum ersten Mal begegnen, wenn sie sich mit dem Thema Immobilienfinanzierung auseinandersetzen?

Förster: Stichwörter wie fixe oder variable Verzinsung, Grundbuchseintragung oder aktuell das Thema KIM-V (Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung) könnten hier für Käufer neu sein. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Begriffe, die am besten im Rahmen eines persönlichen Gesprächs besprochen und geklärt werden. In einem persönlichen Beratungsgespräch mit Experten bringt man Licht in den „Dschungel“ diverser Begrifflichkeiten.

RX: Können Sie den grundlegenden Prozess der Finanzierung eines Eigenheims für Anfänger erläutern und worauf sollten sie dabei besonders achten?

Förster: In einem ersten Schritt wird die finanzielle Situation ermittelt, sprich Einnahmen und Ausgaben im Rahmen einer Haushaltsrechnung dargestellt.

Ergänzend werden die vorhandenen Vermögenswerte, sprich es wird ermittelt, wie viel hier für den Kauf eingesetzt werden kann.

Daraus ergibt sich der finanzielle Spielraum für eine Immobilienfinanzierung. Passt dieser zur Wunschimmobilie, werden konkret die relevanten Unterlagen zusammengestellt. Hierzu zählen z. B. Einkommensnachweise, Vermögensaufstellung, Energieausweis, usw.

Schließlich wird konkret besprochen, wie die Finanzierung ausgestaltet sein sollte. Hierzu zählt z. B. die Zinsbindung (fix/variabel), die Laufzeit und weitere Parameter. Auch das Thema Fördermittel gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird in diesem Schritt entsprechend berücksichtigt.

Auf dieser Basis erfolgt dann die Erstellung des Kreditvertrags. Nach Unterzeichnung folgen dann in der Regel der Notartermin und die entsprechende Auszahlung gemäß den getroffenen Vereinbarungen.

RX: Welche verschiedenen Finanzierungsmodelle stehen potenziellen Käufern zur Verfügung, und wie können sie das passende Modell auswählen?

Förster: Käufern steht eine Vielzahl von möglichen Varianten zur Verfügung. Sowohl hinsichtlich der Laufzeit, als auch einer etwaigen Zinsbindung. Ziel ist es in jedem Beratungsgespräch, auf die individuelle Situation bestmöglich einzugehen und hierfür dann die optimale Variante zu finden.

RX: Wie gestalten sich derzeit die Zinssätze für Hypothekendarlehen, und welche Auswirkungen haben sie auf die Gesamtfinanzierung?

Förster: Nach einer historischen Phase niedriger Zinsen, gab es zwischenzeitlich deutliche Zinsanstiege. Aktuell sind die Zinsen rückläufig, wobei die weitere Entwicklung hier sehr stark von dem weiteren Vorgehen der EZB abhängt. Allgemein haben Zinsen einen großen Einfluss auf die Gesamtfinanzierung.

RX: Gibt es staatliche Förderprogramme oder regionale Unterstützungen, die bei der Finanzierung genutzt werden können, insbesondere in Wien und Umgebung?

Förster: Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die sich je nach Bundesland bzw. auch der jeweiligen Kommune unterscheiden können. Gerade auch im Sanierungsbereich gibt es eine ganze Reihe von möglichen Förderungen. Die jeweiligen Förderstellen bieten hier in der Regel Unterstützung bei konkreten Fragen. Darüber hinaus bieten hier auch Banken Unterstützung bei der Wahl des richtigen Förderprogramms.

RX: Wie bewertet die Bank den Wert der zu finanzierenden Liegenschaft und welche Rolle spielt dies bei der Kreditvergabe?

Förster: Die Banken haben unterschiedliche Verfahren der Immobilienbewertung. Grundsätzlich geht es darum, den Wert einer Immobilie zu ermitteln, um somit abstecken zu können, wie hoch der Ansatz als Sicherheit erfolgen kann. Dieser ermittelte Wert hat für die Bank eine hohe Relevanz im Rahmen der Kreditvergabe.

RX: Inwiefern werden Nachhaltigkeitsaspekte in die Finanzierung einer Immobilie einbezogen, und welche Vorteile ergeben sich daraus für die Kunden?

Förster: Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt insgesamt an Bedeutung. Durch die gestiegenen Energiepreise und die dadurch gestiegenen Aufwände für die Heizung und Warmwasserbereitstellung spielt der Heizwärmebedarf für viele Käufer eine große Rolle. Zudem hat sich das Thema Photovoltaik in breiter Basis durchgesetzt und wird entsprechend oft nachgefragt. Speziell, wenn es um das Thema Eigenverbrauch geht.

Grundsätzlich wirken Investitionen in die Nachhaltigkeit eine Immobile wertsteigernd. Beispielsweise sind eine PV-Anlage oder eine gute Isolierung handfeste Vorteile für Eigentümer und sind im Verkaufsfall ein starkes Argument für die Immobilie.

Die nächste Wiener Immobilien Messe findet vom 16. bis 17. März 2024 statt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!